Das Bienenvolk und seine Lebensbedingungen

Arbeitsteilung

Das Bienenvolk ist nur als sozialer Verband überlebensfähig. Sämtliche Arbeiten im Bienenvolk werden, mit Ausnahme der Eiablage, von der Masse der Arbeitsbienen geleistet. Dabei sind dem Alter entsprechend spezifische Tätigkeiten zu beobachten. Jedoch ist diese Arbeitsteilung keineswegs starr an ein bestimmtes Alter gebunden und kann bei Bedarf z.B. bei Fehlen einer Generation durch imkerliche Eingriffe, durch andere Bienen ersetzt werden.

Innerhalb der ersten 20 Tage erledigen die Bienen Innenarbeiten.

1.-3. Tag Putzarbeiten im Bienenstock
3.-10. Tag Ammentätigkeit, Fütterung der Larven mit selbstproduzierten Futtersaft, Füttern von Königin und Drohnen
ab 10. Tag Mit der Entwicklung der Wachsdrüsen beginnt die Biene mit dem Wabenbau, außerdem lagert sie den Nektar der Sammelbienen ein
ab 20. Tag Futtersaft- und Wachsdrüsen bilden sich zurück, die Biene unternimmt nun Sammelflüge

 

Abwehrverhalten

Zur Verteidigung des Volkes sind ausschließlich die Arbeitsbienen fähig, nur Sie besitzen einen Stachel. In Abhängigkeit des Alters der Arbeitsbiene ist die Giftblase gefüllt. Eine gerade geschlüpfte Biene hat erst wenig Gift in Ihrer Giftblase.

Die höchste Abwehrbereitschaft zeigen die Sammelbienen und Fluglochwachen. Meist stechen die Bienen jedoch nicht ohne vorher einen Anlass dazu zu haben, dies kann eine schnelle Bewegung, ein erregender Geruch, eine Erschütterung oder auch Gewitterschwüle sein. 

Die Abwehr eines Bienenvolkes richtet sich meist gegen andere Insekten, die durch das Flugloch in den Stock eindringen wollen. Artgenossen aus anderen Völkern gelten ebenfalls als Fremdlinge und werden abgewehrt.

 

Wabenbau

Die Honigbienen bauen ihre Waben aus körpereigenem Wachs. Dieses schwitzen sie aus Ihren Wachsdrüsen, diese befinden sich am Hinterleib der Biene.

Das frisch ausgeschwitzte Wachs ist zunächst rein weiß. Jedoch reichern die Bienen es mit Pollenfarbstoffen an, so dass ein intensives gelb entsteht.

Biene beim Wachsschwitzen

Die Verständigung der Bienen

Der Nahrungsbedarf eines Bienenvolkes ist sehr groß, weil nicht nur die Bienen und ihre Brut ernährt, sondern auch Vorräte für den Winter und Notzeiten angelegt werden müssen. Ein möglichst effektives Sammeln ist daher für ein Bienenvolk von großer Bedeutung. Durch Signale geben die Bienen Informationen über die Tracht weiter. Es handelt sich dabei um eine Kette von bestimmen Bewegungen und Handlungsabläufen, die als Tanzsprache bezeichnet wird.

Es fliegen einzelne Suchbienen aus, die nach lohnenden Futterquellen suchen. Wird eine interessante Futterquelle gefunden, so wird dieser Fund den im Stock wartenden Sammelbienen mitgeteilt. Die Biene kehrt mit gefüllter Honigblase zurück und beginnt zu tanzen.

Die tanzende Biene teilt darin den ihr nachtrippelnden Bienen Flugrichtung, Entfernung, Ergiebigkeit, Duft und Geschmack der Blütenart mit. Die Richtungsangabe erfolgt mit Hilfe des Sonnenstandes, die Entfernungsweisung durch Angabe der für die Strecke benötigten Energie, also der benötigten Honigmenge für den Hinflug zur Tracht. Die Ergiebigkeit der Tracht wird durch die Intensität der Werbung ausgedrückt. Der Blütenduft haftet im Haarkleid der tanzenden Biene, den Geschmack des Nektars erfahren die nachfolgenden Bienen durch Kostprobe aus der Honigblase der Tänzerin.

 

Der Rundtanz

Liegt die Trachtquelle nicht weiter als 30 bis 80 m vom Stock entfernt, so läuft die Biene einen kleinen, geschlossenen Kreis auf der Wabe, den sie mehrmals durchläuft, abwechslungsweise im Uhrzeiger- und Gegenuhrzeigersinn. Dann spricht man vom sogenannten Rundtanz. Die informierten Bienen suchen dann im Umkreis des Stockes nach dem Duft der angegebenen Blütenart.

Der Schwänzeltanz

Wenn die Futterstelle weiter entfernt liegt, ersetzt der Schwänzeltanz den Rundtanz. Nun wird in den Tanz die Richtungs- und Entfernungsweisung in den Tanz eingefügt. Die tanzende Biene läuft dabei eine gerade Strecke, biegt zu einem  Halbkreis rechtsherum ab, durchläuft wieder die Gerade, wobei sie mit dem Hinterleib schwänzelt, schließt einen Halbkreis linksherum an usw. Gleichzeitig erzeugt die Tänzerin mit ihrer Brustmuskulatur ein hörbares Schnarren, das die Nachtänzerinnen vermutlich über die Füsse als Vibration wahrnehmen. Die im Stock befindlichen Flugbienen verfolgen die Tänzerin, indem sie engen Kontakt mit ihr halten.

Die Entfernung der Trachtquelle wird durch den Rhythmus des Schwänzellaufes ausgedrückt. Dabei spielen Schwänzelzeit, Schwänzelstrecke und Anzahl der Schwänzelbewegungen eine Rolle. Je größer die Entfernung, desto langsamer wird der Tanz. Der Winkel zwischen Trachtquelle und Sonnenstand gibt die Richtung an. Würde die Biene auf einer horizontalen Fläche tanzen, so gäbe sie mit der Geraden genau den Winkel an, in dem die abfliegende Biene die Sonne sehen muss, um die gesuchte Tracht zu finden. Da die Biene auf der senkrechten Wabe tanzt, wird der Winkel zur Schwerkraft transportiert.

Durch die weitergegebenen Informationen an die im Stock befindlichen Sammelbienen fallen zeitraubende und kräftezehrende Erkundungsflüge großer Bienengruppen weg.